Da spaziere ich ’mal hin
Der Godewindpark
Es gibt einige Grünanlagen in Travemünde, die im Laufe der letzten Jahrzehnte nicht die nötige Erneuerung und Umgestaltung erfahren durften, die ihrer würdig gewesen wäre. Dazu gehören der Calvarienberg, der Dr.-Hermann-Zippel-Park mit Ehrenmal und das Leuchtenfeld mit Trelleborg- und Außenallee. Doch eine Grünanlage ist besonders schön gepflegt und ein wahrer Ort der Ruhe und Erholung, der Godewindpark und seine Teiche.
Wenn ein steifer Seewind braust oder im Sommer die Hitze zu groß wird, findet man hier eine Oase der Ruhe. Ein breites Wegenetz und eine Brücke zwischen den Teichen lädt zum „Umrunden“ dieses kleinen, aber feinen Parks ein.
Von den gemütlichen Sitzbänken und Picknickplätzen hat man einen wunderschönen Blick auf die Teiche mit ihrer Vegetation, den immergrünen Bepflanzungen wie Rhododendron, Azaleen, Eiben und Lorbeer, den großen in Form geschnittenen Hecken und anderen Gehölzen. Blühende Stauden und Rosengitter gibt es in der Sommerzeit zu bewundern. Eine Augenweide ist die große Blutbuche am Eingang beim Strandbahnhof.
An der Stelle des Godewindparks lag um 1900 eine Viehweide mit zwei kleinen Tümpeln. Dem damaligen Senator Possehl gehörte diese „Kuhweide“ und er ließ sie zu einem Park ausbauen.
Schließlich lag seine Sommervilla in unmittelbarer Nähe an der Strandpromenade hinter seinem Gärtnerhaus Kaiserallee Nr. 29a, dessen Rückseite heute an den Godewindpark grenzt. Häufig ging der kinderliebe Possehl hinüber in die Gärtnerei, wo er mit den Sprösslingen der Familie (er selbst war kinderlos) und des Gärtners Fruchtsaft und ein Likörchen genoss.
Im neuen Park wurden zu Possehls Zeiten Baumgruppen gepflanzt, die zum Teil heute noch vorhanden sind bzw. ihrem Alter Tribut zollen mussten und gefällt wurden. Als Wohltäter Lübecks bekannt, schenkte Senator Possehl den Godewindpark der Hansestadt Lübeck. Im Laufe der Zeit kümmerten sich fleißige hiesige Gartenmeister um den Park, zuständig nur für die Travemünder Grünanlagen und die damals noch zahlreichen arbeitsintensiven Rosen- und Blumenrabatten. Eine nötige Neugestaltung des Parks in jüngerer Zeit hob schöne Ausblicke und Sichtachsen in den Vordergrund. Verwitterte und verschlammte Uferbefestigungen wurden ausgebaggert und erneuert.
Seit eh und je lebten viele Wasservögel an den Teichen. Aktuell tummeln sich Graugänse, Vorfahren unserer Hausgans, an den Ufern der Teiche. Sie sind sehr dominant und haben den Schwänen, Enten und Bläßhühnern (Zappies) wohl das Brutquartier streitig gemacht.
Wie alle Gänse sind sie Vegetarier und scheinen für sich und ihre kleinen Gössel genug Grünes, Wurzeln, Samen und Knollen im Park und an den Ufern zu finden. Wer aufmerksam lauscht und schaut kann auch sie noch entdecken: Amsel, Drossel, Fink und Star … und die ganze Vogelschar. Sicher gibt es auch Fische in den Teichen, die sich aber der Verfasserin noch nicht gezeigt haben.
Durch den Bau eines breiten Steges, quasi einer Wasserbühne, wurde eine kleine Veranstaltungsplattform geschaffen, die im Rahmen des Kulturprogramms unseres Seebades, viel genutzt wird. Das Lichterfest ist eines der Höhepunkte im Jahreslauf des Godewindparks und entfaltet einen eigenen Zauber bei Dunkelheit. Schon früher gab es an anderer Stelle eine kleine Bühne, wo sogar Ballettaufführungen, Modenschauen, Konzerte usw. stattfanden. Beliebt waren sogar Kahnfahrten. Doch schon damals „stand und fiel“ alles mit dem Wetter.
Gern traf sich an den Teichen auch die Jugend zum Eishockeyspielen und Rodeln. Ob sich der Klimawandel schon bemerkbar macht? Die Teiche frieren nicht mehr richtig zu und Schneewinter werden auch immer seltener.
Trotzdem erfreut uns der Park zu allen Jahreszeiten mit seiner Pflanzenwelt und schönen Laubfärbungen. Mögen zukünftig noch mehr gefiederte Gäste die Teiche für sich entdecken und die „ungefiederten“ Gäste mit einem Parkspaziergang unser Travemünde von einer seiner schönsten Seiten kennenlernen, ‘mal ohne Strandbesuch.
Monika Raddatz
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