Portraits Travemünder Personen
Thomas Panten
Schulleiter der Grundschule Steenkamp
Seit dem 1. März 2004 ist Thomas Panten Schulleiter der Grundschule Steenkamp am Strandweg 1. An dieser noch relativ jungen Schule, wenn man sie mit der fast 500-jährigen Geschichte der Stadtschule Travemünde vergleicht, ist Panten der vierte Schulleiter. In diesem Zusammenhang will ich die Gelegenheit benutzen, um auch diese Schule dem Leser vorzustellen.
Die Volksschule Steenkamp, wie sie ursprünglich hieß, ist ein echtes Kind der Stadtschule Travemünde. Als nach dem Krieg 1946 der Unterricht wieder aufgenommen werden konnte, das Schulgebäude hatte bis zu diesem Zeitpunkt als Lazarett gedient, beherbergte Travemünde mit 20.000 Einwohnern mehr als doppelt so viel Menschen in seinen Mauern, wie bei Beginn des Krieges 1939. Und der Flüchtlingsstrom war 1946 immer noch nicht abgerissen. Die meisten Flüchtlinge und Vertriebenen waren alte Leute und Frauen mit vielen Kindern. Es gab kein Haus in Travemünde, in dem nicht Menschen aus Ostpreußen, der Halbinsel Hela oder Pommern untergebracht worden waren. Mehr als 3000 Kinder sollten und wollten unterrichtet werden. Die Schule, die für etwa 20 Klassen errichtet worden war, beherbergte 56 Volksschulklassen, 11 zählte die Mittelschule und 6 die Hilfsschule. Es wurde vom frühen Morgen bis in die Abendstunden hinein Unterricht erteilt. Eine Lehrkraft hatte fast 100 Kinder zu betreuen.
Nach der Währungsreform entschärfte sich die Lage ein wenig, weil inzwischen ein großes Umsiedlungsprogramm angelaufen war, trotzdem war die Stadtschule noch überfüllt, so daß der Senat der Hansestadt Lübeck bereits 1948 den Entschluß faßte, eine zweite Volksschule zu bauen und zwar dort, wo sich ein neuer „Stadtteil“ zu entwickeln schien, nämlich am Strandweg, Ecke Steenkamp. Zuerst machte man sich an die Einteilung der Schulbezirke, die mit teilweise heftigen Diskussionen schließlich beschlossen wurde. Um die neue Situation schon einmal auszuprobieren, nahm man die Teilung schon im Haus der Stadtschule vor, und bis zur Fertigstellung der neuen Schule existierten im Stammhaus zwei Volksschulgemeinschaften mit zwei Rektoren und zwei Lehrerkollegien. So konnten noch etliche Verbesserungen bei den neuen Schulbezirken vorgenommen werden.
Der erste Schulleiter der Volksschule Steenkamp war der Rektor Wilhelm, ehemaliger Oberst der Luftwaffe, aber auch bis zur Reaktivierung der Luftwaffe als Lehrer tätig. Sein Hausmeister wurde Herr Braasch, ehemaliger Hauptfeldwebel, und damit der einzige Hausmeister in Lübeck mit Beamtenstatus. Die neue Schule wurde in Rekordzeit gebaut, im Stil den Wohnhäusern am Steenkamp angepaßt, schlicht und einfach, aber sehr zweckmäßig. Hinter dem Schulhof mit dem großen Schulgarten, auf dem heute die Realschule steht, breiteten sich damals noch die Felder der Travemünder Landwirte aus. Am 31. März 1950 schloß Rektor Wilhelm die Chronik der Übergangsschule mit den beiden lapidaren Sätzen: „Abgeschlossen mit dem 31. März 1950. Die Schule wird geteilt in die Volksschule Travemünde und die Volksschule Travemünde Steenkamp“.
Die neue Schule war ziemlich spartanisch ausgerüstet, ein Teil der Lehr- und Lernmittel mußte mit umziehen. Etwa 700 Schüler vollzogen diesen Kraftakt in wenigen Tagen. Rektor Wilhelm, der etliche Kinder hatte, war ein strenger, aber gerechter Schulleiter mit einem ausgezeichneten Organisationstalent. Er hat es fertiggebracht, daß die erste neue Turnhalle am Steenkamp gebaut wurde, sehr zum Ärger vom Schulleiter der Stadtschule Rektor Boelcke. Der Sportunterricht fand im Winter oder bei ungünstigem Wetter sonst in den Klassen oder den beiden großen Dachbodenräumen statt. Ein beliebtes Spiel war der Sitzfußball. Auch die Hilfsschule Travemünde, wie sie offiziell bis zu ihrer Auflösung 1975 hieß, bekam drei Klassenräume in einem Seitenflügel. Und dann war da auch noch eine Berufsschulklasse mit arbeitslosen Mädchen, die ihre Lehrerin zur Verzweiflung brachten.
Und um das Gebäude recht zu füllen, zogen 1954 noch zwei Klassen des Katharineums, Sexta und Quinta für die Travemünder Oberschüler, in das Gebäude. Nun war es allerdings voll ausgelastet. 1956 übernahm Rektor Linke, der aus Norderstedt kam, die Schule und leitete sie bis 1975. Ihm folgte Jürgen Pawlowski, damals der jüngste Schulleiter in Lübeck. Wegen stark rückläufiger Schülerzahlen war aus der Grund- und Hauptschule Steenkamp, wie sie jetzt hieß, die Grundschule Steenkamp, geworden, in der nur die Klassen 1 bis 4 unterrichtet werden. Rektor Pawlowski war bis zum Jahre 2003 Schulleiter, mit 27 Jahren Dienst in dieser Funktion dienstältester Schulleiter von Lübeck. Und nun beginnt die Gegenwart mit dem neuen Schulleiter Thomas Panten, der die Grundschule Steenkamp am 1. März 2004 übernahm.
Er ist noch jung und sein Lebenslauf noch überschaubar. Geboren wurde er 1966 in Hannover und besuchte dort auch die Grundschule. Das erste Jahr als Oberschüler verlebt er in Hof. Dann findet ein Umzug nach Wolfsburg statt. Da Hof in Bayern liegt und Wolfsburg in Niedersachsen mit einem anderen Schulsystem, wird Thomas Panten in die Orientierungsstufe des Schulzentrums Westhagen-Mitte umgeschult. Nach Beendigung seiner Schulzeit am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Wolfsburg leistet er seinen Grundwehrdienst beim 1. Minensuchgeschwader in Flensburg ab und schnuppert hier Schleswig-Holsteiner Luft. Nach einem Grundpraktikum Metall bei VW in Wolfsburg beginnt er ein Studium für Maschinenbau an der Technischen Universität in Braunschweig und studiert dann am selben Institut für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen mit den Fächern Mathematik, Deutsch und Gestaltendes Werken bis zur abschließenden Staatsprüfung im Dezember 1994. Ja, und dann beginnt seine Laufbahn als Lehrer an mehreren Schulen in Niedersachsen mit interessanten Aufgaben z.B. als Lehrkraft im Bereich eines Grundbildungslehrganges im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeit bei der Oskar-Kämmer-Schulgesellschaft mbH in Braunschweig. Was er da gemacht hat, muß Panten dem Chronisten bei Gelegenheit einmal erklären.
Am 31. Dezember 1996 wird er auf eigenen Wunsch nach Lübeck versetzt und der Stadtschule Travemünde zugeteilt. In einem Rundbrief an die Mitglieder seines Segelvereins schreibt er: „Mein Beruf und das Meer haben mich 1996 als Surfer und frisch gebackenem Segler aus dem Binnenland nach Lübeck gelockt.“
Als „Werklehrer“ konnte er sich gleich aktiv an der Gestaltung des alten Werkraumes beteiligen und wurde im August 1999 Fachbereichsleiter für Technik, Kunst und Textillehre. Im November 2000 wurde Thomas Panten „verbeamteter“ Lehrer beim Land Schleswig-Holstein.
Sieben Jahre war er als Grund- und Hauptschullehrer an der Stadtschule Travemünde mit etlichen Funktionen tätig. Als im September die Schulleiterstelle an der Grundschule Steenkamp ausgeschrieben wurde, bewarb er sich und wurde von dem Prüfungsgremium als neuer Schulleiter gewählt. Nun ist er also seit dem 1. März 2004 Schulleiter an der Grundschule Travemünde in Zusammenarbeit mit einem Kollegium von versierten Lehrerinnen.
Panten ist verheiratet und hat mit seiner Frau Nicole eine kleine Tochter Carla. Seine Segelleidenschaft wird auch von seiner Frau geteilt und von Carla sowieso, denn sie hat einen großen Teil ihres jungen Lebens an Bord seines Schiffes „Jules Verne“, einem „Waarship 900“, verbracht. Während der Ferien unternimmt die Familie Panten Fahrten zu den Ostseeländern. Wir wünschen ihr, daß sie immer genügend Wasser unter dem Kiel hat. Und unser Wunsch ist, daß dieser alte Taufspruch für Schiffe auch auf seine Tätigkeit als Schulleiter der Grundschule Steenkamp in Erfüllung gehen möge. Also, viel Freude und auch Glück bei der pädagogischen Arbeit und einen Berg von Zuneigung bei den kleinen Schulkindern.
Helmuth Wieck
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