Travemünder Notizen
Heft 2 / 390 April bis Juni 2022
01. Januar 2022: Der Start in das neue Jahr klingt verhalten. Durch die Höhenfeuerwerke der Hotels „Atlantic Grand Hotel“ und „A-Rosa“ gibt es allerdings einen farbenprächtigen Auftakt in das Jahr 2022. Nicht nur die Hotelgäste blicken gen Himmel. Schaulustige kommen zur Strandpromenade. Neujahrswünsche werden getauscht. Keiner kann ahnen was das neue Jahr bringt.
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04. – 07. Jan.: Die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) kann ein gutes Ergebnis vorweisen. Die Umschlagmengen betragen an allen Terminals in 2021 zusammen 23,7 Millionen Tonnen. Im Vergleich zu 2019 eine Steigerung um ca. 6 %. Es wird ein Vergleich zu 2019 gezogen, da die Zahlen in 2020, aus dem „Coronajahr“, nicht belastbar genug sind. Zuwächse sind bei der Anzahl von LKW und Trailer, im Ro-Ro-Bereich und Kfz-Umschlag zu verzeichnen. Im Bereich Forstprodukte hingegen deutet sich ein Abwärtstrend an.
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Erstes Hochwasser wird angesagt. Es wird ein Pegelstand von 85 cm über NHN erwartet. Dieser Stand kann zu Überschwemmungen führen, deshalb ist Vorsicht angesagt.
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Der Travemünder Jugendpreis 2021 geht an Finja Hicken (18 Jahre). Sie engagiert sich seit 2014 in großem Umfang und mit großer Intensität im Bereich der Jugendfeuerwehr. Nunmehr ist sie in der Einsatzabteilung unserer Freiwilligen Feuerwehr Travemünde. Der Jugendpreis ist ein Wanderpokal. Zum vierzigjährigen Jubiläum des Vereins „Haus der Jugend Travemünde e. V.“ wurde er ins Leben gerufen.
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16. – 18. Jan.: Vielen von uns ist sie eine gute alte Bekannte. Die „Nils Holgersson“. Seit Indienststellung im Jahre 2001 läuft sie stets nach Plan unseren Hafen an. Ab dem Frühjahr kommt die „Neue“. Diese wird LNG angetriebene Maschinen haben. TT-Line will ganz vorne liegen, wenn es um die Umweltfreundlichkeit von Schiffen geht. An Bord wird auch die Möglichkeit zum Aufladen von Elektrofahrzeugen geboten. Die Maße können sich ebenso sehen lassen: Länge 230 m und Breite 31 m. Ladekapazität 4.600 Lademeter. Es arbeiten 66 Crewmitglieder an Bord. Es können 800 Passagiere mitfahren.
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Die mit der Kiefernschütte befallenen Schwarzkiefern an der Travepromenade werden gefällt. Laut Baumgutachten sind die 25-jährigen Bäume nicht mehr zu retten. Als Ersatz sollen drei junge Eichen gepflanzt werden.
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21. – 31. Jan.: Skurrile Ansichten im Ortsbild z. B. an der Trelleborgallee oder in der Straße Auf dem Baggersand. Manchen Leuten stellt sich die Frage, was das wohl sei. Es handelt sich um Vorflutleitungen. Die Kanalisierung muss saniert werden. In der Zeit der Sanierungsarbeiten an der Kanalisation wird das anfallende Abwasser über temporäre, überirdische Vorflutleitungen abgeleitet. Parallel zur Straße werden Rohre zur Entwässerung gelegt. Um diese Rohrverbindung auch über die Straße zu bringen, bedarf es solcher Rohrbrücken.
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Die ehemalige Touristinformation im Strandbahnhof soll Ausbildungsräumlichkeit für Lokführerinnen und Lokführer werden. Andere Räumlichkeiten sollen auch den Anwohnerinnen und Anwohnern, sowie Vereinen zur Verfügung gestellt werden.
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01. – 03. Feb.: Als Ergänzung zu den schon bestehenden Pflegediensten vor Ort gibt es ein weiteres Angebot im Bereich der ambulanten Grund- und Behandlungspflege durch die ambulanten Rotkreuzschwestern aus der DRK-Schwesternschaft Lübeck e. V.. Die Nachfrage in diesem Bereich ist sehr groß. Angebote von der Beratung, der Hilfestellung bei Formalien bis hin zu haushaltsnahen Dienstleistungen gibt es ebenfalls.
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Zusätzlich zu den Schiffen „Finntrader“ und „Finnpartner“ laufen nun wieder die “Finnclipper“ und „ Finnfellow“ den Skandinavienkai an. Das Frachtaufkommen auf der Route Lübeck Travemünde – Malmö und retour hat zugenommen. Ebenso die Nachfrage bei Passagieren. Das hat nunmehr zu einem Angebot von vier täglichen Abfahrten und insgesamt 48 Überfahrten pro Woche in beiden Richtungen geführt.
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Das Bauprojekt „Kletterwald Travemünde“ beginnt. Nach einer dreijährigen Suche ist nun der geeigneten Standort gefunden: im Kurpark Calvarienberg. Die Planungen durch eine Agentur, welche speziell solche Outdoor-Angebote entwickelt, sind schon länger fertig. Es sind alle Genehmigungen eingeholt. Der Artenschutz wird hierbei genauso in den Focus genommen wie der Schutz der Bäume. Die Naturschutzbehörde hat das Bauvorhaben begutachtet. Wenn alles fertig ist, kommt noch der TÜV zur Abnahme. Dann kann es ab Mai offiziell losgehen. Die Wege sind weiter für Jeden frei zu begehen.
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07. – 11. Feb.: Ein Diebstahl wird aufgeklärt. Im Januar hat eine Travemünderin den Verlust von 30.000 €, welche sich in ihrem Hause befanden, bemerkt. Die Polizeistation Travemünde beginnt mit den Ermittlungen. Diese führen nun zur Aufklärung. Die Täterin wird gefasst. Diese übergibt der Polizei etwa die Hälfte des Geldes zurück und gesteht die Tat. Bei einer Durchsuchung ihrer Wohnung kann kein weiteres Geld gefunden werden. Die Täterin wird nun wegen des Verdachts des Diebstahls strafrechtlich behandelt. In der Pressemitteilung der Polizei wird nochmals darauf hingewiesen, keine größeren Bargeldsummen im Hause aufzubewahren.
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Neues von der „Priwall VI“. Planmäßige Instandhaltungsarbeiten sind angesetzt. Doch vor dem eigentlichen Termin erleidet die Fähre einen Ruderschaden. Da sie nicht eigenständig die Werft erreichen kann, hilft die „Berlin“ aus und nimmt sie in Schlepp. Nun fährt erst einmal wieder die „Priwall IV“. Der Ausfall wird nun etwas länger dauern.
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Für den weiteren Ausbau des Hafens gibt es Fördergelder in Höhe von 13,3 Mio. Euro seitens des Landes. Das Gesamtprojekt hat ein Kostenvolumen von 23 Mio. Euro. Es umfasst den Ausbau des Anlegers fünf. Dieser muss verlängert und verbreitert werden, um den Schiffsneubauten, die Lübeck anlaufen wollen, gerecht zu werden. Dies dient der Festigung der Leistungsfähigkeit des Skandinavienkais und der Festigung der Rolle, der größte Ro-Ro-Hafen im Ostseeraum zu sein.
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12. – 15. Feb.: Im Sommer kommt die neue „Nils Holgersson“. Deshalb hat die „Alte“ nun einen neuen Namen bekommen. Sie heißt nun „Akka“. Nach der Leitgans aus der Geschichte von Selma Lagerlöf „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“. Der volle Name lautet eigentlich Akka von Kebnekaise (nach dem höchsten Berg Schwedens mit 2097m). Dieser Name wäre aber zugegebenermaßen sehr lang. Und „Akka“ ist geläufiger. Die momentan fehlende Zeichnung von der Gans soll noch auf die Bordwand aufgetragen werden.
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Ver.di ruft zum Warnstreik auf. Bei uns sind davon die Priwallfähren betroffen. Diese fahren deshalb nur für Radfahrer und Radfahrerinnen, sowie Fußgänger und Fußgängerinnen. Noteinsätze der Polizei, Feuerwehr oder Rettungswagen werden natürlich transportiert. Da die LVG nicht vom Streik betroffen ist, kommt es dort zu keinen Änderungen im Fahrplan.
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Oberleitungsarbeiten führen im Zugverkehr zu Ausfällen. Ein Schienenersatzverkehr ist eingerichtet. Auch Schnellbusse werden eingesetzt.
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Einem Bus wird an der Ecke Fahrenberg/Godewind von einem PKW die Vorfahrt genommen. Ein Zusammenprall kann nicht verhindert werden. Bei drei Busfahrgästen kommt es zu leichten Verletzungen.
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16. – 19. Feb.: Die Unwetterwarnung klingt beeindruckend. Eine Kaltfront kommt mit Böen um Bft 10 aus Westen. Während die Kaltfront vorbeistreicht, soll es Böen bis 11 Bft aus West geben. Die Windstärke erreicht in Böen 10 Bft. Nach kurzer Beruhigung wird schon einmal vorausschauend eine nächste Front angekündigt. So mancher schaut jetzt doch einmal auf den Balkon oder ums Haus. Vielleicht muss das ein oder andere befestigt werden.
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An der Vorderreihe gibt es neue Stege. Hierzu müssen etliche Holzpfähle neu ersetzt werden. Das Rammen dieser Pfähle, 10 Meter tief in den Grund, sieht schon sehr imposant aus. Die Augen haben etwas zu sehen, die Ohren haben etwas zu hören. Aber was muss, das muss.
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Ein stürmischer Februar. Da ist sie, die neue Front. Zu Anfang aus Südwest, dann aus West: Böen um die 10 bis 11 Bft. In besonderen Lagen können auch schon mal Böen um 12 Bft entstehen. So die Vorhersage. Wir haben aber Glück, die Böen liegen bei 8 Bft.
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Am Tag danach: Es gibt keine größeren Einsätze der Feuerwehren. Ein Baum allerdings führte auf den Bahngleisen zu einem Stopp. Er ist zwischen dem Bahnübergang Rose und dem Tunnel am Calvarienberg auf die Schienen gestürzt. Kurzerhand wird er von Bauarbeitern der Bahn zersägt, und die Fahrt kann weitergehen.
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20. Feb.: Erster großer Einsatz des Rettungsbootes „Erich Koschubs“ in diesem Jahr. Das Boot und der Seenotrettungskreuzer „Felix Sand“ aus Grömitz laufen mit Volldampf aus. Notruf von der Fähre „Finnfellow“. An Bord hat ein Crewmitglied vermutlich einen Herzinfarkt im Maschinenraum erlitten. Am Notfallplatz der Seenotrettung wird die medizinische Beratung der Crewmitglieder an Bord der Fähre übernommen. Die „Felix Sand“ aus Grömitz nimmt einen Notarzt mit. Ein Hubschrauber wird angefordert. Die Fähre befindet sich ca. 20 sm von Travemünde entfernt in Höhe vom Leuchtturm Dahmeshöved. Die Fähre wird zum Kurswechsel zurück nach Travemünde aufgefordert. Es herrschen westliche Winde um 6 Bft. Mit voller Fahrt fährt die „Erich Koschubs“ der Fähre entgegen. Ebenso das Lotsenboot. Bei starkem Seegang steigen Mediziner und Seenotretter über vom Seenotrettungsboot an Bord der Fähre. Hier wird der 61-jährige Patient ununterbrochen von Besatzungsmitgliedern der Fähre unter Anleitung aus der Seenotleitung reanimiert. Der Patient wird von den an Bord kommenden Medizinern stabilisiert. Er wird über sieben Decks nach oben gebracht und vom Hubschrauber Rescue 01 von NHC Northern Helicopter aufgenommen und ins Krankenhaus geflogen. Eine imposante Rettungskette hat einen imposanten Einsatz vollbracht. Alle haben Hand in Hand zusammengearbeitet und dazu beigetragen, dass der Seemann mit dem Leben davon gekommen ist.
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24. – 28. Feb.: Es tut sich etwas auf dem Priwall in Sachen Parken. Das wilde Parken auf dem Grünstreifen an der Mecklenburger Landstraße soll verhindert werden. Es werden Absperrungen errichtet, welche ein Parken nicht mehr ermöglichen.
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Intermodalverkehre nehmen weiter zu. Es gibt drei neue Verbindungen zwischen Lübeck-Travemünde und Verona. Diese Strecken bedienen Auftragsverkehre einer österreichischen Spedition. Die Intermodalverkehre tragen auch einen Beitrag zur CO2 Reduzierung bei. Pro Strecke hin und zurück werden über 110 Tonnen CO2 eingespart.
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01. – 09. März: Das „Haus der Jugend“ wird aktiv und ruft zu einer Spendenaktion für die Menschen in der Ukraine auf. Eine lange Liste von wichtigen Dingen entsteht. Von Decken, Schlafsäcken, Hygieneartikeln über haltbare und verschlossene Lebensmittel bis hin zu Kuscheltieren, Süßigkeiten, Malstiften, Windeln, Babynahrung und vieles mehr.
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Schülerinnen und Schüler der Klassen 1-10, Lehrkräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule am Meer zeigen ihre Betroffenheit über den Kriegsausbruch in der Ukraine bei einer Demonstration am Strand. Sie initiieren eine Menschenkette. Diese reichte von der Nordermole bis zum DLRG-Turm.
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Das Hilfswerk der evangelischen Kirche in Deutschland, die „Diakonie Katastrophenhilfe“ führt eine Spendenaktion durch. Den Rahmen gibt das Benefizkonzert „ Musik für den Frieden“ im Brügmanngarten. Gestaltet wird das Konzert durch Musikerinnen und Musiker des Pop- und Gospelchores »Lost and Found«, der »Kantorei Travemünde« (eine Kinder-Flöten Gruppe), dem »Travemünder Shantychor«, dem »Gemischten Chor der Travemünder Liedertafel« und dem »Shantychor Möwenschiet« . Das Konzert endet mit gemeinsamen Liedern und einem Friedensgebet. Es kommt zu einer Spendensumme in Höhe von 5.405,07 €!!
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17. – 24. März: Die Aktivitäten für eine Ukraine-Spendenaktion seitens des „ Haus der Jugend“ haben sich gelohnt. Die Zahlen sind beeindruckend. Die Hilfsbereitschaft ist überall sehr groß. Rund 28.000 verschiedenste Artikel sind zusammen gekommen, welche vorher noch sortiert und verpackt werden. Hierbei gibt es helfende Hände der Klassen 9a und 10b der Schule am Meer. Mit vereinten Kräften wird der LKW, der seine Fracht in die polnische Stadt Goleniów bringen soll, beladen. Es gibt im Rahmen des Städtebundes „Die Hanse“ seitens Lübecks eine Zusammenarbeit mit Goleniów . Von dort geht es weiter in die ukrainischen Städte Slawuta und Riwne.
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Für viele sind E-Tretroller ein Ärgernis, wenn sie wild abgestellt werden und Fußwege blockieren. Nun wird mit allen fünf Anbietern eine einheitliche Regelung getroffen. Über das Stadtgebiet hinweg wird in verschiedenen Zonen eine Gesamtzahl festgelegt. Dadurch soll eine ungleiche Verteilung vermieden werden. Abstellverbotszonen soll es ebenso geben. Zweimal im Jahr wird eine Überprüfung der Aufteilung durchgeführt.
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29. – 30. März: Leck an einem mit Ameisensäure beladenen Tankcontainer. Dieser wird an Bord des betroffenen Schiffes abgedichtet, und die Lübecker Berufsfeuerwehr kann mittels Bindemittel Überreste des Gefahrguts aufnehmen. Die Untere Wasserbehörde begutachtet die Sachlage. Eine Spezialfirma kommt zur Entsorgung der Überreste der Ameisensäure hinzu. Der Container selbst wird von einer Servicefirma für Tankcontainer behandelt. Es wird ein Verbot des Weitertransports ausgesprochen.
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Eigentlich sollten drei Jungeichen die gefällten Schwarzkiefern an der Travepromenade ersetzen. Nun werden es vier Schnurbäume. Diese Bäume gelten als gegen Hitze und Trockenheit unempfindlich und als pflegeleicht. Ebenso dienen sie vielen Insekten als Nahrungsquelle.
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Sabine Haltern/GVT
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