Travemünde Ortschild

2007 – Heft 1 / 330

K R I T I K U S

Während die meisten Travemünder noch in Morpheus Armen liegen und sich wohlig im warmen Bett umdrehen, ist der KRITIKUS an einem regnerischen, kalten, dunklen und somit recht ungemütlichen Dezembermorgen schon um 5 Uhr vom Wecker aus den Federn geworfen worden, sollte er doch am frühen Vormittag schon in Köln sein.

Wie er nun so gegen 5 Uhr in der Küche sitzt und bei einer Tasse Tee und einem Vortagsbrötchen darüber nachsinnt, ob ein Frühstück ohne aktuelle Tageszeitung überhaupt ein Einstieg in den neuen Tag sein kann und auch er zu so einer unchristlichen Zeit eigentlich ins Bett gehört, vernimmt er von der Straße Geräusche, die ihm unbekannt sind. Sollten hier Spitzbuben am Werk sein? Er beschließt auf dem Weg in die Garage nach dem Rechten zu sehen.

Doch welch eine Freude, weder irgendwelches lichtscheues Gesindel versucht den Zigarettenautomaten am Nachbarhaus gewaltsam zu leeren, noch sind es die Heinzelmännchen aus der Stadt seines Reisezieles, die der Breslauer August Kopisch 1836 in der Heinzelmännchensage beschrieben hat.

Hier ein Auszug:
da kamen bei nacht,
eh’ man’s gedacht,
die männlein und schwärmten
und klappten und lärmten
und rupften und zupften
und hüpften und trabten
und putzten und schabten,
und eh’ ein faulpelz noch erwacht’,
war all sein tagewerk bereits gemacht!

Es waren Alex, Christoph, Michael, Mustafa und Niels, die dienstbaren Geister der Stadtreinigung, die zu nachtschlafender Zeit anfangen, unseren Ort zu säubern.

Und wie der KRITIKUS laut anfing zu denken: „Ach dann fangt ihr wohl so früh an zu reinigen, damit wir genug Zeit haben den Ort wieder zu verschmutzen!“ Da widersprachen sie vehement und machten dem KRITIKUS klar, dass es nicht nur ihre Aufgabe sondern auch ihr erklärter Wille sei, den Ort zu Geschäftsbeginn weitgehend sauber zu haben, auch wenn es manchmal schwer fällt.

Es gibt Reinigungsintervalle – nicht jeder Papierkorb wird täglich geleert – und so kostet es im Bereich der Angelreviere schon mach mal große Überwindung den wieder lebenden Fischabfall zu entsorgen. Auch meinen einige Bürger die Entsorgungskosten reduzieren zu können, indem sie Papierkörbe als Restabfallbehälter nutzen und zwar immer dieselben in Wohngebieten. Über die Entsorgungsmentalität mancher Wohnmobilisten will der KRITIKUS sich hier nicht auslassen.

Nach diesem morgendlichen Erlebnis ist der KRITIKUS in sich gegangen und hat sich ein Teppichmesser gekauft und schneidet alle Kartons klein und achtet auf die Sauberkeit bei den Altpapier- und Glascontainern. Wie er nun, in seinem Bemühen um ein schöneres Travemünde, einen Z eitgenossen bat, das Umfeld der Sammelbehälter nicht als Deponie zu benutzen, wurden ihm Schläge auf die Fr……. angeboten und als er den Wegwerfer einer Zigarettenpackung darauf aufmerksam machen wollte, dass er etwas verloren habe, hieß es: „Dafür zahle ich Steuern und nun verschwinde, sonst……..“

Nach diesen Erlebnissen sind Alex, Christoph, Michael, Mustafa und Niels in seiner Hochachtung weiter gestiegen und er möchte von dieser Stelle aus „Danke“ sagen, dass sie jede Nacht unser Travemünde aufs Neue sauber machen.

Und vielleicht machen sie es doch überwiegend nachts, weil sie es nicht ertragen können, wie manche „Mitbürger“ sich tags benehmen, denkt

Ihr KRITIKUS.

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