Travemünde Ortschild

2003 – Heft 3 / 316

K R I T I C U S

freut sich immer, wenn in seiner Fernsehzeitschrift eine Sendung über Travemünde angekündigt wird. So war zum Beispiel vor einiger Zeit an einem Freitag beim NDR wie üblich die Aktuelle Schaubude mit Madeleine Wehle und Carlo von Tiedemann Travemünde zum Schauplatz gewählt worden. Das Beiprogramm interessiert den KRITICUS zwar nur am Rande. Er freut sich aber immer über die schönen Filmaufnahmen von seinem Heimatstädtchen. Ein paar Wochen später war Travemünde dann, ebenfalls beim NDR, in der Sendung Wunderschöner Norden mit dem Moderator Rüdiger Wolff, Mittelpunkt einer schönen informativen Sendung. KRITICUS weiß von auswärtigen Freunden, daß der NDR über Kabel in fast allen Teilen Deutschlands zu empfangen ist, und freut sich dann, wenn er gute Rückmeldungen bekommt.

Nun war ja da am 9. Juli im NDR die Sendung „NDR aktuell“, in der der Moderator Jens Olesen und seine Kollegen offenbar bemüht waren, sich die faulen Rosinen herauszupicken. Diese Sendung hat einen Wirbel an Empörung ausgelöst. Noch lange danach drückten nicht nur Travemünder ihren Unmut über den tendenziösen Inhalt dieser Reportage aus. Da hat sich der KRITICUS richtig gefreut über seine Travemünder. Sie üben so manches Mal Kritik, wenn es um Travemünder Belange geht, allen voran der KRITICUS, aber was zu viel ist, ist zu viel. Da halten wir zusammen und verteidigen ganz energisch unser schönes Städtchen, das immerhin das drittälteste Seebad Deutschlands ist.

KRITICUS hatte sich diese Sendung aufgenommen und vier Wochen später noch einmal angesehen. Da war der erste Zorn verraucht und hatte einer etwas nüchternen (nicht das, was Sie vermuten) Betrachtungsweise Platz gemacht. KRITICUS meint, daß sich unser Bürgermeister Bernd Saxe und der Tourismusdirektor Johann W. Wagner ganz wacker geschlagen haben, nur sie hatten den falschen Compagnon, den Werbefachmann Karl-Heinz Augsten mitgenommen. Nicht einmal der Kurdirektor war zugegen. Hier hätte auch ein Travemünder mit umfangreichen Ortskenntnissen, z. B. der Vorsitzende des GVT Richard Schrader hingehört, ausgestattet mit einem „Spickzettel“, wo besonders wichtige Travemünder Gegebenheiten und Örtlichkeiten als Gedächtnisstütze aufgeschrieben wären. Der hätte vielleicht auch die Vergleiche mit Boltenhagen und Timmendorfer Strand ad absurdum führen können, denn die Strukturen dieser drei Ostseebäder sind grundverschieden.

Die Seebadeanstalt Travemünde wurde am Rande einer sehr wichtigen zu Lübeck gehörenden kleinen Hafenstadt gegründet, die auch als Bollwerk gegen unliebsame Eindringlinge aus dem Ostseeraum durch einen Festungsgürtel geschützt war. Die Altstadt mit ihrer wunderschönen Kirche, der historischen Vogtei, den vielen alten Häusern und dem sehenswerten Fischereihafen, die großen Fährschiffe, die am Skandinavienkai anlegen, das ist es, was viele Gäste an Travemünde so lieben. Das alte Ehepaar aus Travemünde, das für Boltenhagen schwärmte, kann der KRITICUS durchaus verstehen, aber diese beiden Herrschaften waren bestimmt nicht repräsentativ für das Meinungsbild. Das Gleiche gilt für die beiden jungen Männer in den Dünen von Boltenhagen, die Travemünde wahrscheinlich gar nicht kannten. Ganz verquer war der unterschwellige Vergleich mit Timmendorfer Strand, wo ausgerechnet das Engels-Eck mit seinem speziellen Publikum als Beispiel für Timmendorfer Strandkultur erwähnt wurde, wo doch dieses schöne Seebad viele andere Qualitäten für alle Bevölkerungsschichten zu bieten hat.

Die beinahe negative Schilderung über das Hotel Vier Jahreszeiten Casino Travemünde im denkmalgeschützten ehemaligen Kursaal und Casino, das vor drei Monaten eröffnet wurde, war beinahe imageschädigend.

Daß Herr Augsten das schlechte Pflaster der Strandpromenade kritisierte, war fast lächerlich, wenn es nicht in ganz Deutschland zu sehen und zu hören gewesen wäre. Hat Herr Augsten nicht gewußt, daß die großartige Flaniermeile laut Berichten von Touristikfachleuten, eine der schönsten von Europa ist. Darüber waren sich übrigens auch der sehr beliebte und bekannte Lübecker Schauspieler Rainer Luxem und der KRITICUS einig, als sie vor etlichen Jahren für eine Publikation über Europas Strandpromenaden von Nizza bis Brighton Vergleiche zogen.

Hätte Travemünde die finanziellen Mittel, wie sie beispielsweise Boltenhagen zu Verfügung gestellt wurden, ausgeben können, hätte man vielleicht über ein neues Pflaster reden können, aber nur vielleicht.

Etwas versöhnt war der KRITICUS über den Bericht von der Sand World, aber auch hier ein Stich wegen unseres schlechten Sandes.

Über das Power Boat Rennen wollen wir lieber schweigen wie die armen Uferschwalben. Da übrigens haben Fachleute festgestellt, daß sie auf Hubschrauber und Düsenflugzeuge erheblich ängstlicher reagieren, weil diese wie Raubvögel von oben kommen. Powerboote sind für diese Schwalben kleine, ungefährliche, laute Fische.

Der KRITICUS kennt hier in Travemünde viele Kurgäste, die schon seit Jahren, manche schon seit Jahrzehnten, immer nach Travemünde kommen. Alle lieben das besondere Flair von Travemünde, auch wenn die Strandkörbe aus ganz triftigen Gründen noch nicht alle besetzt sein sollten. Die hätte man einmal fragen sollen, was sie über Travemünde denken und was verbesserungswürdig ist. Diese Stammgäste freuen sich über die neue Vorderreihe, über die Kurgartenstraße und über die fast immer freundlichen Travemünder.

Übrigens, daß es auch anders geht, zeigt die ausführliche Berichterstattung über die 114. Travemünder Woche am 27. Juli im NDR. Man merkte, daß der Moderator Christian Schröder vom NDR Kiel ein besseres, ein positiveres Verständnis für Travemünde mitbringt, als der Herr Augsten. Hat der doch tatsächlich behauptet, daß das kulturelle Angebot in Travemünde nur schwach ausreichend sei. Das hat den KRITICUS besonders geärgert. Als Stadtteil von Lübeck bietet Travemünde den Gästen wohl auch das gesamte große Programm der Hansestadt an, was da sind die Aufführungen im Stadttheater und in der MUK, jetzt während des Schleswig-Holstein Musikfestival besonders interessant, Marionetten-Theater, Museen, Kirchen usw. usw. Auch Travemünde hat etwas zu bieten, als da sind die Marktkonzerte am Donnerstagvormittag und die alle 14 Tage stattfindenden Konzerte bei Kerzenschein in der St. Lorenz Kirche. Der Filmliebhaber hat Gelegenheit, beim Sommerkino im Brügmanngarten wirklich gute und aktuelle Filme zu sehen. Das sind nur einige kulturelle Veranstaltungen, die der KRITICUS anführen möchte. Übrigens hat unser Bürgermeister Saxe bei der letzten Sendung im Fernsehen die vielen Vorzüge Travemündes noch einmal herausgestellt, und Herr Schröder fand Travemünde und speziell die Travemünder Woche einfach schön. Das ist genau die Meinung, die er auch vertritt, und damit will er sich auch verabschieden, der

KRITICUS.

zurück zur Übersichtsseite KRITICUS