Travemünder Notizen
Heft 3 / 387 Juli bis September 2021
01.–09. Mai 2021: Die Travemünder Dienstleistungs- und Handwerkergemeinschaft lässt sich durch nichts aufhalten. Auch nicht durch die Pandemie. Der Maibaum wird aufgestellt! Schließlich ist dies lange Tradition. Er ist wie immer schön anzusehen. Ausfallen muss leider die immer damit einhergehende Feier.
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Die Entwicklung des Umschlags im Hafen ist positiv. Die geplante Kapazitätserweiterung u. a. im Schienenverkehr trägt dem Zuwachs im Intermodal-Verkehr Rechnung. Auch bei den Fahrzeugverkehren und dem Holzumschlag ist ein Plus zu verzeichnen. Forstprodukte hingegen sind rückläufig.
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Einkaufen geht wieder ohne Terminvereinbarung oder die Registrierung der Kontaktdaten. Hygieneregeln bleiben weiter bestehen.
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Der Sommer beginnt in diesem Jahr bei uns im Mai. 23 Grad zeigt das Thermometer. Alles strömt nach draußen. Sonne und Wärme tanken. Scharen von Tagesgästen werden angelockt.
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15.–17. Mai: Nun wäre es auch wieder an der Zeit eine weitere Veranstaltung durchzuführen. Das Anbaden. Auch dies fällt diesmal aus. Aber alle, die gerne in der Ostsee baden und schwimmen, finden den Weg auch so in das noch ziemlich kühle Nass. Mal eben 11 Grad. Die Erprobten hält dies aber nicht ab. Und die Mitglieder der DLRG und die der Wasserwacht des DRK sind wieder auf ihren Stationen. Wer bei diesen Temperaturen eher „Nein“ sagt zum Wasser, ergeht sich auf den Promenaden.
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Hin und wieder geht es ja in Travemünde tierisch zu. Von den meisten wohl eher unbemerkt hat eine Entenmutter sich eine ungewöhnliche Bleibe zum Aufziehen ihrer fünfzehn Jungen ausgesucht: eine Terrasse am Ostpreußenkai. Es ist der Tag gekommen, wo die Entenmutter ihrer nun schon größer gewordenen Kükenschar den Weg ins Wasser weisen will. Die Tür ist aber verschlossen. Aufmerksamen Passanten fällt dies auf. Über die FF Travemünde werden Kollegen der Feuerwache 3 informiert, welche sich in der Nähe befinden. Beherzt wird die Entenmutter mit ihren Jungen in die Trave befördert. Rettung vollzogen.
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Es ist so weit. Ferienwohnungen und Hotels können belegt werden. Auch die Außengastronomie kann wieder besetzt werden. Alles aber nur unter bestimmten Regeln.
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22.–31. Mai: Nun bekommt das Travemünder Seenotrettungsboot mit der Registriernummer SRB 80 einen richtigen Namen. Die Seemannschule hat ihr Gelände zur Verfügung gestellt. Am Anleger der Seemannsschule auf dem Priwall findet die Taufe statt. Pandemiebedingt im kleinen Kreis. Die Witwe des Namensgebers Erich Koschubs, Edeltraut Koschubs, nimmt den Taufakt vor. Die vollständige Finanzierung ist durch eine großzügige Spende ihrerseits ermöglicht worden. Erich Koschubs war zu Lebzeiten der DGzRS sehr verbunden. Der Taufe wohnen auch die freiwilligen Seenotretter der Nachbarstationen mit ihren Booten bei. Man kennt sich halt unter den Rettern und unterstützt sich gegenseitig. Ein wenig Wehmut ist bei den Beteiligten zu spüren. Ihr ehemaliger Vormann auf der Hans Ingwersen, Horst-Dieter Eder, kann der Taufe nicht mehr beiwohnen. Er verstarb Anfang des Jahres und wurde im Februar auf See bestattet.
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Es findet wieder eine „SandArt“ statt. Auf 2.500 m² Fläche werden aus 10.000 m³ Spezialsand 60 Skulpturen in 25 Darstellungen. Natur und Artenschutz sind das Thema. Darstellungen aus der Frühgeschichte und Tiere und Pflanzen verschiedener Kontinente sind zu sehen.
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01.–06. Juni: Der Entwurf der Stadtverordnung über das Landschaftsschutzgebiet »Küstenlandschaft Priwall« ist da. Nun startet die Öffentlichkeitsbeteiligung. Bei der unteren Naturschutzbehörde kann man den Entwurf einsehen. Stellungnahmen kann man hierzu schriftlich einreichen.
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Die Maskenpflicht im öffentlichen Raum wird aufgehoben. Somit auch auf den Promenaden. In geschlossenen Räumen besteht sie weiterhin.
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Am Brodtener Ufer wird ein toter Schweinswal gefunden. In der Ostsee leben nur noch wenige Hundert Schweinswale. Sie leiden u. a. auch unter dem Müll im Meer, aber ein Befall von Herz- und Lungenwürmern kommt ebenso vor. Was zum Tod des am Steilufer gefundenen Tiers geführt hat, ist nicht bekannt.
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12.–16. Juni: Ein Eis essender Affe am Travemünder Strand. Er sitzt auf einer Schatztruhe. Nun gut, es handelt sich um eine Sandskulptur. Es ist immer wieder phänomenal, was Menschen aus Spezialsand für beeindruckende Kunstwerke bauen können.
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Ein DLRG Turm und seine Einrichtung dient der Menschenrettung. Das hält irgendwen nicht davon ab, den Turm aufzubrechen und Gegenstände, die dieser Rettung dienen, zu zerstören und/oder zu entwenden.
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Ein Schwimmer wird als vermisst gemeldet. Die Meldung geht bei den Rettungseinheiten ein. Boote und Hubschrauber kommen zum Einsatz. Was man nicht weiß ist, dass der Mann sich vorgenommen hat vom Kurstrand zum Priwall zu schwimmen. Das heißt auch: Quer durch das Fahrwasser. Kompletter Leichtsinn. Ein aufmerksamer Segler kann den Schwimmer vor dem Priwall an Bord holen. Von dort holt ihn die „Erich Koschubs“ ab.
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Die Vorderreihe ist jetzt Fußgängerzone. Radfahren ist untersagt. Es heißt schieben. Fußgänger dürfen nun auch dort laufen, wo früher auch in der Saison der Straßenraum war.
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20.–30. Juni: Wieder wirken unsere Rettungskräfte routiniert zusammen. Diesmal muss einer gekenterten Jolle geholfen werden. Die Wasserschutzpolizei und die DGzRS eilen zu Hilfe. Die Besatzung der Jolle wird versorgt. Mit vereinten Kräften wird das Boot aufgerichtet und von der „Erich Koschubs“ nach Travemünde geschleppt.
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Neues aus dem Hafen: Ein Projekt zur Umsetzung der Digitalisierungsstrategie ist umgesetzt. Ein vollautomatisiertes neues Gate am Skandinavienkai. Hier findet nun ausschließlich der Forstprodukteverkehr statt.
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Seit einhundert Jahren gibt es die Lübeck-Travemünder-Verkehrsgesellschaft. 1921 gründet Ernst Wendelborn eine Reparaturwerkstatt. Es werden weitere Bereiche entwickelt. Taxenverkehr und Omnibus-Reisedienste. 1945 bekommt die Firma Linienkonzessionen und heißt nun „Lübeck-Travemünder-Verkehrsgesellschaft, Ernst Wendelborn und Söhne“. 1994 wird die Firma an die Stadtwerke Lübeck verkauft. Von da an hat sie ihren heutigen Namen. Das zweite Standbein, das Reisebusunternehmen, endet 2003.
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Travemünde hat ein neues Bürgerservicebüro in der Kirchenstraße 5b. Dienstags und donnerstags von 16:15 bis 18:00 Uhr hat es geöffnet.
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Wie schon im letzten Jahr: Die Sandskulptur am Kurstrand wird von Unbekannten mutwillig zerstört.
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05.–10. Juli: Einsatz der Wasserwacht vorm Priwall. Dieses Jahr kommt es häufig zu Rettungen von Standup-Paddlerinnen und -Paddlern. Ursache sind oft die Strömungsverhältnisse bei bestimmten Wetterlagen. An der Oberfläche sind sie nicht erkennbar. Werden sie zu spät bemerkt, ist das Risiko sehr hoch auf die offene Ostsee getrieben zu werden.
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Unermüdlich sind die Künstler und Künstlerinnen der SandArt. Zur Freude der flanierenden Gäste auf der Promenade haben sie eine neue Skulptur geschaffen. Für den zerstörten Schimpansen sitzt dort nun ein Gorilla.
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13.–26. Juli: Emsiges Treiben im Rosenhof-Hafen. Der 1.700 t schwere Schwimmkran „Baltic Lift“ aus Rostock kommend hat seine Position eingenommen. Auftrag: Der gesunkene Kutter „Dresden“ muss an den Haken. Vorher müssen Bergegurte um den Rumpf des Kutters gebracht werden. Dies übernehmen Taucher. Dank eines vorhandenen Generalplans des Kutters weiß man genau, wo diese Gurte sitzen müssen um die Bergung zu gewährleisten. Langsam kommt der mit Wasser und Schlick gefüllte und nunmehr 50 t wiegende Kutter hoch. Er wird am Haken hängend ausgepumpt, vollständig hochgezogen und mit dem Schwimmkran zur Entsorgung verbracht. Begleitet wird das ganze durch den Schlepper „Dutch Pioneer“.
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Auf der Strandpromenade wird die neue Sandskulptur erneut zum Gegenstand sinnlosen Treibens. Unbekannte beschädigen den Gorilla. Das nächtliche Treiben vor Ort auch mit andersgearteten negativen Folgen nimmt sehr zu.
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Bei uns zieht das schlechte Wetter eigentlich immer vorbei. Aber diese Gewitterfront zieht beharrlich über uns hinweg. Sie hinterlässt volle Keller. Vierundvierzig Einsätze in vier Stunden hat die Feuerwehr in Travemünde. Und was sonst meistens für uns zutrifft, trifft nun auf andere zu: Um Travemünde herum war nichts los.
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Sabine Haltern/GVT
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