ROGGENBUK, de WOTERKEERL
De Sage vun’n Roggenbuk hett Carl Budich in en Ballaad faat,
de ok en hoochdüütsche Överdragen hett.
De dat överdragen hett, is nich bekannt.
Roggenbuuk
In Travemünn is Weenen un Truer,
dar liggt de Waterkerl up de Luer.
Dör lüüstert Roggenbuuk Johr üm Johr,
de gräsige Breddfoot mit grasgröne Hoor.
Bi Maanschien hört se em singen un kraken,
he speelt up en Harp ut Minschenknaken.
An de Seekenbucht luurt he mit Gier un Moord
un langt sik de Fischers vun Boot un Boord.
He greep sik de ole Greet-Möhm un sä,
üm wat förn Beding he Freden bä:
„Alle Johr to Maientiet müch ik geern
as Bruut för mi hebben die schönste Deern!
Denn will’k mi betähmen, un ji hebbt Roh!“
Se gnurschen de Tähn, man sän em dat to.
Alle Johr nu hebbt se de Schönste söcht
un Roggenbuuk as sien Bruut henbröcht. —
Vundag weent Jung-Aleit* de Ogen sik root.
De gräsige Breddfoot gluupt ut de Floot.
Hee schunkelt upt Water in Lüssen sik fuul
un platscht un pruust un lickt sik dat Muul.
Ann Strand staat to klagen de Fischerlüüd:
„Leew Godd, wees gnädig! Schick Hülp uns hüüt!“
Un seht: En Riddersmann hooch to Peerd
kümmt antospringen un swenkt sien Sweert:
„Ik waag mit den gräsigen Keerl den Striet!
Godd steit mi as trugen Hölpsman tosiet!“
As en Draken bruust Roggenbuuk an Land:
„Du wullt mit mi striden? Du Praalhans! Du Fant!
Denn smiet man dein Leben in de Hüer!“
De Draak spiet pechen Swewel un Füer.
Dat Sweert sleit scharp un wuchtswoor sien Slääg,
bet dat Undeert doot in de Dünen leeg.
To Godd un Sankt Jörg singt se frame Leeder.
De Ridder bruust aff as Stormwindweder.
Den doden Draken senken se swör
mitten in de Bucht, wo to Steen he wör.
Dor raagt he ut Water nach düssen Dag
un ruuht Geschichten vunt ole Stag.
Carl Budich / * Aleit = Adelheid
Die Ballade vom Roggenbuk
Auf Travemünde drückt Unheillast,
die schwarzen Wimpel flattern vom Mast.
Der Schrecken schlug jung und alt in Bann.
Am Strande lauert der Wassermann.
Da lauert der Roggenbuk Jahr um Jahr,
der prustende Meertroll mit dem grasgrünen Haar.
Er singt seine Lieder im Mondenschein,
er spielt auf der Harfe von Menschengebein.
Er haust in der Bucht mit Lockung und Mord,
er langt sich die Fischer von Boot und Bord.
Und da er die steinalte Greten-Möhm fing,
er kündigt ihr höhnisch sein Friedensbeding:
„Alljährlich zur fröhlichen Maienzeit
schickt mir als Bräutchen die schönste Maid.
Dann will ich mich zähmen und geb Euch Ruh.“
Da stimmen sie zähneknirschend zu.
Alle Jahre ward in der Walpurgisnacht
ihm die schönste im Kirchspiel zum Opfer gebracht.
Heut prangt junge Maid im bräutlichen Schmuck.
Auf der Flut glotzt der Brettfoot, der Roggenbuk.
Er wiegt auf der Woge sich lüstern und faul,
er platscht und prustet und leckt sich das Maul.
Heut wird ihm die Schönste von allen zur Eh‘.
Die Jungfer will fast verzagen vor Weh.
Nur Trauer und Tränen im Fischerort
Ohnmächtige Klage, da tröstet kein Wort.
Doch seht, ein Ritter sprengt auf den Strand,
O Jubel, ein Retter von Gott gesandt.
Er fordert den Unhold höhnend heraus:
„Ich wag mit dem eklen Meertroll den Strauß.“
„Was? Trotz mir bieten, du Prahlhans, du Fant!“
Als Drache braust Roggenbuk aufs Land.
Da klirren die Schläge! Das Ungeheuer
speit brüllend Pesthauch, Schwefel und Feuer.
Da blitzt das Schwert und die Lanze fliegt.
Verendet der Drache im Seesand liegt.
Und Jubel umbrandet Sankt Jörg, den Retter.
Der sprengt schon davon wie Sturmwind und Wetter.
Sie senkten den Drachen mitten hinein
in die Seekenbucht, da ward er zu Stein.
Da ragt er auf noch am heutigen Tag,
umplätschert vom gläsernen Wellenschlag.
(Översetter/sch unbekannt)
Unser Travemünde Heft 2/382