Portraits Travemünder Personen
Martin Grage
techn. kaufm. Angestellter
Wehrführer der Travemünder Freiwilligen Feuerwehr
Zu den größten Plagen der Menschheit gehören Feuersbrünste, besonders dann, wenn sie Dörfer und Städte in Schutt und Asche legen. Unsere älteren Mitmenschen erinnern sich noch voller Grauen an die Brände, die während des 2. Weltkrieges durch verheerende Bombenangriffe große und kleine Städte bei Freund und Feind verwüsteten. Dabei denken wir besonders an den Bombenangriff auf Lübeck Palmarum 1942. Viele Mitmenschen setzten immer ihr Leben ein, um zu löschen und soviel wie in ihren Kräften stand zu retten. Aber viele Brände wurden nicht durch kriegerische Ereignisse verursacht, sondern durch Naturereignisse und menschliches Fehlverhalten.
Travemünde wurde im Laufe seiner langen Geschichte von vielen Brandkatastrophen heimgesucht und mitunter zerstört. Solches ereignete sich beispielsweise in den Jahren 1477, 1522, 1534, 1549 und im kleineren Umfang auch in anderen Jahren. Natürlich versuchten die Menschen, sich dagegen zu wehren. Schon im Mittelalter waren alle Bürger verpflichtet, gewisse Schutzmaßnahmen zu ergreifen und bei Bränden zu helfen. Aber es fehlte fast immer an der richtigen Organisation, und wenn es eine Zeitlang einmal nicht gebrannt hatte, wurden die Brandvorschriften, die es durchaus schon gab, sträflich vernachlässigt. Erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts befaßte man sich intensiver mit der Brandbekämpfung, wobei der holländische Ingenieur Van der Heide erwähnt werden muß, der bereit 1672 eine gut organisierte Feuerwehr mit vielen technischen Hilfsmitteln schuf. Dabei nahm er Beispiele des Altertums als Vorbild, denn bereits im alten Ägypten bestand ein geordnetes Feuerlöschwesen. Auch in Rom gab es zu Cäsars Zeiten staatliche Feuerlöschtrupps (Cohortes Vigilium), die mit vielen Gerätschaften ausgerüstet waren.
Die ersten „Freiwilligen Feuerwehren“ auf Vereins- grundlage entstanden in Deutschlands in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Bereits 1841 gründeten in Meißen tatkräftige Männer ihre Brandschutztruppe. Bald folgten viele Städte und Gemeinden diesem Beispiele. So auch Travemünde. Im Jahre 1890 wurde unsere Freiwillige Feuerwehr vom Gemeinnützigen Verein gegründet. Seitdem haben sich viele Männer, in unserer Zeit auch immer mehr Frauen, in den Dienst der guten Sache gestellt und freiwillig Zeit und Kraft für ihre gründliche Ausbildung geopfert.
Alle Freiwilligen Feuerwehren sind straff organisiert und bestens ausgebildet. Ausgeklügelte Warnsysteme sorgen dafür, daß im Ernstfall eine einsatzfähige Truppe zur Verfügung steht, denn fast alle Mitglieder sind schließlich berufstätig. Aber wenn einmal der Alarm ausgelöst werden muß, verlassen sie ihren Arbeitsplatz und eilen zu den Feuerwachen oder Treffpunkten. Häufig helfen bei größeren Bränden die Freiwilligen Feuerwehren den Berufsfeuerwehren bei den Löscharbeiten. Immer häufiger, allerdings müssen die Männer auch bei Naturkatastrophen, z. B. Hochwasser oder Unfällen ausrücken,. um in Not geratenen Menschen beizustehen und zu helfen. Der „Befehlshaber“ der Löschtrupps einer Freiwilligen Feuerwehr ist der Wehrführer, und damit sind wir bei Martin Grage angekommen, der dieses verantwortungsvolle Amt in Travemünde ausübt.
Er hat den Dienst in der Travemünder Freiwilligen Feuerwehr von seiner Jugend an mit Begeisterung und vollem Einsatz ausgeübt. Seine Lebensgeschichte ist wegen seiner Jugend noch relativ kurz, aber geprägt durch sein Engagement bei dieser Truppe. Am 25. September 1968 wurde er in Travemünde geboren und hier besuchte er auch die Schule. Schon während der Schulzeit interessierte er sich sehr für die Feuerwehr. Am 1. Januar 1982 wurde er Mitglied der Jugendfeuerwehr Priwall, denn auf dem Travemünder „Festland“ bestand diese Jugendorganisation der Feuerwehr noch nicht. Wer schon einmal bei Übungen dieser Truppe zugeschaut hat, kann beurteilen, wie umfangreich und anstrengend die Ausbildung ist. Sie verlangt von dem Jugendlichen ganzen Einsatz und viel Begeisterung. Vier Jahre war Martin bis zum 9. Juli 1986 bei der Sache und wurde einen Tag später Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr Travemünde.
Es ist vielleicht auch für den Laien ganz interessant zu erfahren, wie umfangreich die Ausbildung zum freiwilligen Feuerwehrmann ist, und wieviel Zeit geopfert werden muß, um bei einem Brand oder anderen Notfall tatkräftig und professionell helfen zu können. Martin Grage hat alle Lehrgänge wahrgenommen, die dafür notwendig sind. Das sind z. B. Ausbildungslehrgänge zum Fahren eines Feuerwehrautos und zum Maschinisten zur Bedienung und Wartung der technischen Geräte. Dazu gehört auch eine perfekte Funkausbildung. Aber auch die nicht ganz einfache Bedienung mit Atemschutzgeräten erlernt man in besonderen Lehrgängen. Dazu ließ sich Grage in besonderen Kursen zur Führung von Verbänden ausbilden, in den Jahren 1995 bis 2000 z. B. zum Zugführer und Ausbildungsleiter. Am 2. August 2001 wurde Martin Grage Wehrführer der Travemünder Freiwilligen Feuerwehr.
Ein wichtiger Erfolg in seinem Amt war die Gründung der Travemünder Jugendfeuerwehr am 18. Oktober 2002. Zahlreiche Jungen und Mädchen zwischen 10 und 17 Jahren bereiten sich auf den aktiven Dienst bei der Feuerwehr vor.
Die Travemünder Freiwillige Feuerwehr, die ihr Gerätehaus auf dem Baggersand 28 betreibt, hat in Travemünde und dem näheren Umland in unzähligen Notfällen schnell und wirksam geholfen. Wegen ihrer ständigen Einsatzbereitschaft gewährt sie der Bevölkerung Hilfe, Schutz und Sicherheit. Deshalb hat ein unabhängiges Wahlgremium aus Travemünder Bürgern beschlossen, der Freiwilligen Feuerwehr Travemünde den Bürgerpreis 2003 des Gemeinnützigen Vereins zu Travemünde zu verleihen. Zur Hauptversammlung des GVT am 11. Februar 2003 überreichte der 1. Vorsitzende Richard Schrader die ehrenvolle Auszeichnung unter dem Beifall der Mitglieder und Gäste des GVT dem Wehrführer Martin Grage. Mit diesem Bürgerpreis soll ein kleiner Dank abgestattet werden für die verdienstvolle Tätigkeit der Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr zum Wohle Travemündes.
Helmuth Wieck
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