Kowitzberg 41 - Klubhaus des Lübeck-Travemünder Golf-Klubs (LTGK)

Travemünder Häuser Nr. 88

Kowitzberg 41

Klubhauses des Lübeck-Travemünder Golf-Klubs
(LTGK)

Die Geburtsstunde des Klubhauses des Lübeck-Travemünder Golf-Klubs (LTGK) war irgendwann im Jahr 1941 – genau weiß es leider niemand. Die Wehrmacht ließ in dieser Zeit auf dem Brodtener Ufer fünf Flakstellungen einrichten, um englischen Kampfflugzeugen auf dem Weg in Richtung Lübeck oder weiter ins Binnenland das Leben schwer zu machen. Natürlich brauchten die Flakstellungen Bedienungspersonal. Und so wurde, möglichst geschützt, am Waldrand des kleinen Waldes am Ende der Straße Helldahl in Richtung Brodtener Ufer eine Unterkunft gebaut. Ehemals sechs Schornsteine auf dem Dach des Hauses lassen darauf schließen, daß hier unter einem Dach sechs Unterkünfte entstanden waren.

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Zu diesem Zeitpunkt, also mitten im 2. Weltkrieg, kam das Golfspiel auf dem Brodtener Ufer allmählich zum Erliegen. Der LTGK hatte natürlich auch vor dem Krieg ein Klubhaus, die alte Jagdhütte von Major v. Rumohr, Besitzer des Schlosses in Warnsdorf. Dieses Haus, direkt neben dem jetzigen Klubhaus gelegen, steht noch heute, allerdings runderneuert – ohne Reetdach und ohne alte Holzwände.

Nach dem Krieg wurde sowohl der Golfplatz als solcher von den Engländer wieder aktiviert, als auch die Soldatenunterkunft für ihre eigenen Zwecke genutzt. Erst 1949 wurde es den Deutschen wieder erlaubt, stundenweise Golf zu spielen, und 1952 wurden alle in der Nähe des Golfplatzes gelegenen Gebäude, so auch das damalige Restaurant „Seetempel“ und das gegenüberliegende „Golfhotel“, von den Engländern geräumt und den Besitzern zurückgegeben.

Der Bund war jetzt Eigentümer der von den Golfern „Weißes Haus“ bezeichneten, Immobilie. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 21.11.1952 wurde daher beschlossen, das Haus zunächst für eine monatliche Miete von DM 100,– zu mieten. Ferry Abt, Architekt und Mitglied des Vereins, wurde beauftragt, durch Entfernen von Zwischenwänden einen Klubraum, zwei Arbeitsräume für den Golflehrer sowie ausreichende Garderoben mit „relativ geringen“ Mitteln herzustellen.

Einstimmig wurde beschlossen, daß die Umbaukosten von ca. DM 12.000,– durch Spenden der Mitglieder erbracht werden sollten. Neben dem geplanten Umbau sollten weiterhin zwei Wohnungen für Platzarbeiter auf dem Golfplatz vorgehalten werden.

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Das war die zweite Geburtsstunde des Hauses in der Straße Kowitzberg No.41: es wurde das „neue Klubhaus des LTGK“. Das Klubhaus wurde am 6. Juni 1953 eingeweiht und bildet seitdem den Mittelpunkt des Klublebens. Zur Einweihung wurde „auf Vereinskosten ein Glas Wein gereicht, um auf das Wohl des Klubs anzustoßen und denen zu danken, die sich besonders um das Werk verdient gemacht haben“. Bereits 1957 heißt es „das Klubhaus ist durch Kauf Eigentum des Klubs geworden und restlos bezahlt“.

Wichtigste Elemente eines funktionierenden Klubhauses sind natürlich in erster Linie die sanitären Gegebenheiten, aber genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger, die Sorge um das leibliche Wohl. So beantragte der Klub eine Kantinenkonzession. Die Frau des Golflehrers versorgte die Klubmitglieder während der Woche, an den Wochenenden übernahm die Familie Schickedanz vom „Golfhotel“ diesen Job.

Wichtiger war Jahr 1961. Frau Schelenz, Travemünderin vom Steenkamp, übernahm als ‚leitende‘ Angestellte des Klubs die Ökonomie. Ihre selbstgebackenen Torten, vor allem die Himbeertorte, fand sehr schnell im großen Umkreis ihre Liebhaber. Unglaubliche 16 (!) Jahre versorgte Frau Schelenz den Klub „nach Hausfrauen Art“.

Es folgten viele Jahre, in denen das Klubhaus für alle Mitglieder ein zweites Zuhause wurde: es wurde viel gefeiert, Sommerfeste fanden genau so statt wie zünftige „Oktoberfeste“ und natürlich Feste jeglicher Art anläßlich der vielen Golfturniere.

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Dann bahnten sich große Veränderungen ihren Weg: der Vorstand hatte mit Genehmigung der Mitglieder 1990 beschlossen, den Golfplatz von bisher 9 Löchern auf 18 Löcher zu erweitern. Das bedeutete eine rasante Zunahme der Mitgliederzahlen in den nächsten Jahren und damit auch die Forderung, die Räumlichkeiten des bestehenden Klubhauses zu erweitern. Ca. 200 neue Mitglieder wurden erwartet und das stellte natürlich die Frage nach entsprechender Unterbringung der Schläger und Wagen sowie die Schaffung von Räumen im Klubhaus wie zusätzlichen Garderoben, Sanitärräume und ein erweitertes Restaurant.

Das Klubhaus liegt im Landschaftsschutzgebiet und daher konnte mit der Genehmigung neuer Hochbauten nicht gerechnet werden. Als Lösung bot sich der Ausweg in den Keller an. Für die Unterbringung der Schläger und Wagen sowie der Herrengarderobe wurde das Gelände vor der alten Terrasse unterkellert, die Terrasse selber durch einen wintergartenähnlichen Bau zum zusätzlichen Klubraum umgestaltet. Alles in allem konnte das „alte“ Klubhaus nunmehr durch ein großzügiges zusätzliches Raumangebot allen Anforderungen gerecht werden. Gelingen konnte das Werk mit der Erweiterung auf 18 Löcher nur durch den unermüdlichen Einsatz des damaligen Präsidenten Dr. Manfred Biermann.

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Am 23. Mai 1992 konnte dann der langersehnte „goldene Ball“ vom Präsidenten zur Eröffnung der 18-Loch-Anlage sowie der Präsentation des erweiterten Klubhauses geschlagen werden. Viel Prominenz der Hansestadt Lübeck, der befreundeten Golfklubs sowie des Golfverbandes Schleswig-Holstein waren gekommen. Selbst das nunmehr „große“ Klubhaus konnte nicht alle Gäste fassen, ein Festzelt mußte aushelfen.

Auch diesen Erweiterungsbau des Klubhauses konnte der Klub aus eigenen Mitteln finanzieren. Die Travemünder Golfer fühlten sich in ihrem Klubhaus wohl, vor allem genossen sie aber die jetzt erweiterte Terrasse mit einer großen zusätzlichen Markise, die schlechtes Wetter sehr schnell vergessen ließ.

Der Lübeck-Travemünder Golf-Klub von 1921 e.V. ist mit seinen ca. 1.200 Mitgliedern einer der größten Sportvereine in Travemünde. Schon lange wird darüber nachgedacht, das nunmehr in die Jahre gekommene Klubhaus von 1941, dessen sanitäre Anlagen, Heizung und andere technische Einrichtungen vom heutigen Standard weit entfernt sind, durch einen Neubau komplett zu ersetzen. Der jetzige Vorstand unter Dr. Thomas Schad hat den Mitgliedern bereits einen Entwurf eines neuen Klubhauses an alter Stelle präsentiert Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 16. September 2012 entschied eine große Mehrheit der Klubmitglieder, noch in 2012 mit dem Neubau eines Klubhauses zu beginnen. Die Stunden des jetzigen Klubhauses sind also gezählt.

Ingo Solls

Im November 2012 wurde das alte Klubhaus abgerissen.

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