Maren Kufahl

Portraits Travemünder Personen

Maren Kufahl

Ein Leben zwischen Musik und Blumen

„Kannst Du Dich am Mittwochnachmittag frei machen?“ – Diese Frage muß man ihr stellen, obwohl sie seit fast 5 Jahren im Ruhestand ist. Der tägliche Weg in das Blumengeschäft am Mühlenberg, das sie längst an ihre Tochter Kerstin übergeben hat, ist eine Selbstverständlichkeit. Sie sagt immer: Wer rastet, der rostet.

1934 in Lübeck geboren, war es für ihre Eltern eine Selbstverständlichkeit, daß sie und ihre 3 Geschwister selbst in den schwierigen Nachkriegsjahren während der Schulzeit Musikunterricht erhielten. So lernte sie Flöte, Klavier und Geige spielen. Mit Beginn des Konfirmationsunterrichts gehörte sie der St. Marienkantorei an. Das war wohl eine ewig in Erinnerung bleibende Zeit, denn sie erzählt dazu:

„Chorprobe war an jedem Sonntagmorgen 8.30 bis 9.30 Uhr im Marienwerkhaus am Marktplatz. Dann marschierte die ganze Gruppe zu Fuß zur Katharinenkirche um dort zu singen, denn die Marienkirche war noch vom Krieg zerstört. Meistens wurden alle Chorstücke vor der Predigt gesungen, dann konnten die Sänger auf Zehenspitzen oder auf Strümpfen über eine Wendeltreppe in der Glockengießerstraße die Kirche vorzeitig verlassen. Besonders gern gesehen wurde dies nicht. Damals erhielt jeder Sänger für einen Sonntagmorgen 1,20 DM, was für eine Schülerin viel Geld war.“

Der berufliche Weg führte von der Lehre für Damenoberbekleidung bei Haerder über Buchhaltung und Sekretariat bei BÖBS, Schlichting und Hagelstein bis zur Führung ihres Blumengeschäftes seit 30 Jahren. Wo immer sie war, in Lübeck, Hamburg oder Travemünde – sie gehörte zum Singeleiter-Chor, dem Uni-Chor in Hamburg unter Jürgen Jürgens oder zur Travemünder Liedertafel.

1978 wurde auf Wunsch der Plattenfirma Polydor aus dem Männerchor und dem Frauenchor der Travemünder Liedertafel eine kleine Gruppe für die Aufnahme der Platte „Danz op de Deel“ zusammengestellt.

Es erwies sich, daß diese frische, schwungvolle volkstümliche Musik bei den Hörern so gut ankam, daß Polydor gleich darauf eine zweite Platte aufnehmen ließ. Die Gruppe nannte sich inzwischen „Danz op de Deel“ und war in Lübeck und Umgebung sehr schnell auf Straßenfesten und Veranstaltungen gefragt. Es meldete sich auch das Fernsehen, und der Chor vertrat Lübeck auf den Hansetagen. Unter der Leitung von Ernst-Günter Hinz und mit Texten von Wolf-Rüdiger Ohlhoff entstanden zwei weitere Tonträger. In Ergänzung ihres Folkloreprogramms erarbeiteten die Sänger aber auch ein weihnachtliches Kirchenprogramm und beteiligten sich erfolgreich an Chorwettbewerben. Als E.-G. Hinz nach 17 Jahren seine Chorleitertätigkeit aufgab, bedeutete es eine große Zäsur für den Chor, da auch alle Männerstimmen, die gleichzeitig im Passat-Chor und bei „Danz op de Deel„ gesungen hatten, die Gruppe verließen.

Junge Chorleiter von der Musikhochschule, neue Sänger und andere Instrumentalisten führten dazu, daß beschlossen wurde, den Namen in „Die TraveMünder“ zu ändern. Seit 25 Jahren ist Maren Kufahl als letztes Mitglied des Chores „Danz op de Deel“ nun Sprecherin beider Gruppen und stets bemüht, die Qualität und das Erscheinungsbild auf einem guten Standart zu halten. Glücklicherweise hat sie im ehemaligen Chorleiter Alexander Mottock einen Musiker gefunden, der in Kenntnis der Gruppe in der Lage ist, zu alten plattdeutschen Texten neue Arrangements zu schreiben.

Das Kribbeln im Bauch vor einem Konzert ist eine Sache, die Maren auch heute noch nicht missen möchte.

Gern würde sie dieses Gefühl mit neuen Sängern teilen.

M. K.

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