Werner Holst

Portraits Travemünder Personen

Werner Holst

Malermeister

Ur-Travemünder kennen ihn alle, denn er ist selbst einer, den Malermeister Werner Holst. Seine Farben und Tapeten schmücken so manches Haus in der kleinen Stadt an der Trave, mit deren Wasser er auch getauft ist.

Am 19. Juni 1921 wurde er in der Torstraße 40 geboren, in dem Haus, das wir Ihnen in diesem Heft mit dem Portrait eines Travemünder Gebäudes ausführlich vorstellen. Beide Lebensgeschichten ergänzen sich also für die Epoche des ereignisreichen 20. Jahrhunderts.

Als Werner Holst zur Welt kam, war der 1. Weltkrieg gerade seit drei Jahren beendet worden, und die Bevölkerung litt unter den Folgen dieser Völkerschlacht und dem gnadenlosen Versailler Vertrag, der den Namen Friedensvertrag eigentlich nicht verdient hat, denn seine Forderungen bewirkten in nicht geringem Maße, daß Adolf Hitler an die Macht kam und ein zweiter, viel schrecklicherer Krieg ausbrach. Eine Folge war auch die unvorstellbare Entwertung der deutschen Währung, die als Jahrhundert-Inflation in die Geschichte einging und 1923 ihren Höhepunkt hatte. Obwohl auch in Travemünde viele Familien davon betroffen wurden, waren die Auswirkungen wegen des bäuerlichen Umfeldes und der Ostseefischerei erheblich geringer als in den industriellen Ballungsgebieten und Großstädten. Auch die Seebadeanstalt Travemünde mit ihren Einrichtungen, die ja 1897 von der Hansestadt Lübeck gekauft worden war, hatte ihren Kurbetrieb aufrecht erhalten können. Dabei spielte sicher auch die Tatsache eine Rolle, dass Travemünde 1913 in Lübeck eingemeindet worden war und Kurhaus und Kursaal (heute Casino) im selben Jahr neu erbaut worden waren.

Der Vater von Werner Holst war Schuhmachermeister und hatte nicht nur eine feste Kundschaft, sondern genoß auch das Vertrauen vieler Kurgäste. In dieser vom Handwerk geprägten Umgebung wuchs Werner auf, besuchte ab 1928 die Stadtschule Travemünde und begann 1936 seine Lehre bei Malermeister Diercks, die er 1939 mit Erfolg beendete. Sein Vater hatte ihm zu diesem Beruf geraten, denn Malerarbeiten werden zu allen Zeiten benötigt meinte er, wogegen das Handwerk des Schuhmachers doch sehr von der Schuhindustrie verdrängt werden würde. Wie klug diese weise Erkenntnis war, erleben wir in der heutigen Zeit, wo der „Wegwerfschuh“ immer häufiger die Füße von Weib, Mann und Kind zieren und vor Regen und Schnee schützen soll.

Im September 1939 brach der zweite Weltkrieg mit dem Angriff auf Polen aus. Werner Holst wollte Marinesoldat werden. Als Obermaat im Sanitätsdienst überstand er die Jahre bis zum Ende des Krieges 1945, u. a. in Norwegen und Ostpreußen. Ab November 1945 konnte er wieder in Travemünde in seinem erlernten Malerberuf arbeiten und legte bereits 1947 seine Meisterprüfung ab. 1946 heiratete er seine Frau Else aus Elmshorn. Zwei Söhne, Jürgen und Günter, wurden geboren.1949 entschloß sich Werner Holst zur Selbständigkeit und begann zusammen mit einem Lehrling, seinen eigenen Betrieb aufzubauen. Mit Erfolg, wie man heute rückblickend sagen kann. Später beschäftigte er 5 Mitarbeiter. 12 Lehrlinge durchliefen seine sachkundige Schule zum perfekten Malergesellen und bestanden alle ihre Prüfung, was er mit berechtigtem Stolz erwähnte. In seinem Hause Torstraße 40 waren Werkstatt und Materiallager in den früheren Ställen für Schweine, Hühner und anderes nützliches Getier untergebracht. Bis zum Jahre 1998, also bis zum 77. Lebensjahr hat Werner Holst seinen Malerbetrieb geleitet, bevor er sich in den wohlverdienten Ruhestand begab.

Seit 1981 ist er Vorsitzender der Schweinegilde, eines Traditionsvereins von 1873. Als 2. Vorsitzender ist er bei der Travemünder Totenlade tätig, einer gemeinnützigen Sterbekasse, die auf eine 300 jährige Vereinsgeschichte zurückblicken kann. Über beide Vereine, sogenannte Gilden, werden wir in diesem Heft noch ausführlich berichten müssen. Neben diesen zeitaufwändigen ehrenamtlichen Tätigkeiten kann er sich jetzt als Ruheständler auch intensiver seinen beiden Freizeitbeschäftigungen widmen, dem Kegel- und dem Angelsport. Darum wünschen wir ihm für die Zukunft noch ein kräftiges „Gut Holz“ und „Petri Heil“ und mit seiner Frau Else noch viele glückliche Jahre im Hause Torstraße 40.

Helmuth Wieck

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